Bereits 400 Jahre vor Christus wurden die Symptome, die durch das Virus Herpes simplex ausgelöst werden, von Hippokrates als eine sich ausbreitende Bläschenkrankheit beschrieben. 1736 erkannte Astruc, dass es sich bei Herpes genitalis um eine eigene Krankheit handelte. Zuvor wurde angenommen, die Symptome seien Varianten von Gonorrhoe oder Syphilis. Erste histologische Untersuchungen wurden vom deutschen Dermatologen Paul Gerson Unna durchgeführt. Er beschrieb im Jahr 1883, wie häufig die Krankheit anzutreffen war und beschrieb ebenso ihr gleichzeitiges Auftreten mit anderen Geschlechtskrankheiten.
Herpesviren verbleiben nach einer ersten Infektion, die oft asymptomatisch verläuft, das ganze Leben lang im Körper. Während der Genitalherpes von Herpes-simplex-Viren des Typs 2 (HSV2) ausgelöst wird, wird Lippenherpes durch Die Viren des Typs 1 (HSV1) hervorgerufen. Eher selten rufen die Herpesviren des Typs 2 auch Lippenherpes hervor. Auch umgekehrt lösen Herpes-simplex-Viren des Typs 1 nur selten Genitalherpes aus.
Etwa 10 bis 15 Prozent der deutschen Bevölkerung trägt Herpes-simplex-Viren des Typs 2 in sich. Davon bricht allerdings nur bei 10 bis 30 Prozent von ihnen der Genitalherpes auch tatsächlich mit Symptomen aus. Der Grund, wieso die Herpesviren bei den meisten infizierten ein Leben lang schlummern, ohne Beschwerden zu verursachen, während bei Anderen sehr unangenehme Symptome auftreten können, ist bis heute noch nicht geklärt.
Genitalherpes gilt als sexuell übertragbare Krankheit. Beim Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Partner wird das Virus durch Hautkontakt übertragen. Häufig verursacht der Erreger keine Symptome und daher weiß die Person möglicherweise nicht, dass sie infiziert ist. Anscheinend kann die Übertragung leichter vom Mann auf die Frau stattfinden. Die Gründe für ein höheres Infektionsrisiko können auch die Schwäche des Immunsystems und Vorhandensein von Stress und anderen Krankheiten sein.Besonders ansteckend ist Genitalherpes in der Akutphase nach der ersten Ansteckung. Auch bei den folgenden Schüben, die mit Symptomen einhergehen, ist das Risiko einer Übertragung höher als bei symptomfreien Trägern des Virus.
Die Herpesviren Typ 2 können über die Gebärmutter den Fötus befallen. Auch während der Geburt kann sich das Kind mit dem Virus anstecken (Herpes neonatorum). In seltenen Fällen können so Schleimhäute, die Augennetzhaut sowie innere Organe des Kinds geschädigt werden. Die Wahrscheinlichkeit der Ansteckung von der infizierten Mutter auf das Kind während einer natürlichen Geburt liegt bei etwa 50 Prozent.
In 80 Prozent der Fälle löst Herpes genitalis keine Symptome aus oder wird nicht erkannt. Wenn symptomatisch, manifestiert sich nach einer Inkubationszeit von etwa 4 bis 7 Tagen die erste Episode der Krankheit (Primärinfektion) durch:
Zwei bis drei Wochen nach ihrem Auftreten verwandeln sich die Bläschen in Geschwüre und verschwinden in wenigen Tagen. Das Virus bleibt jedoch in den Nervenganglien der betroffenen Bereiche latent und kann bei einer Schwächung des Immunsystems aufgrund von psycho-physischem Stress zyklisch wiederkehren.
Bei asymptomatischen Erkrankungen zeigen die Patienten keine klinischen Anzeichen einer Infektion, können jedoch das Virus übertragen. Rückfälle sind in der Regel weniger schwerwiegend als eine Primärinfektion, haben eine kürzere Dauer und sind häufig mit Vorläufer-Symptomen verbunden, die Stunden oder Tage vor dem Ausbruch der Bläschen auftreten. Diese sind charakterisiert von lokalisierten Genitalschmerzen, Kribbeln oder Schmerzen in den Beinen, Hüften oder im Gesäß. Ungefähr 70 Prozent der Menschen, die eine erste Infektion hatten, können einen Rückfall erleiden, insbesondere innerhalb des ersten Jahres. In den 2–3 Jahren nach der ersten Infektion können mehrmals Rückfälle auftreten, die sich durch die typischen roten oder weißen flüssigkeitsgefüllten Bläschen zeigen. Die Häufigkeit von Rezidiven nimmt normalerweise in den Folgejahren ab. Die Krankheit kann sich allerdings auch viele Jahre nach der ersten Ansteckung wieder bemerkbar machen.
Ein Besuch beim Facharzt oder bei der Fachärztin ist ausreichend, um die Krankheit zu diagnostizieren. Spezialist*innen können die Krankheit durch Beobachtung der im Genitalbereich oder an anderen Körperteilen vorhandenen Läsionen erkennt, sofern diese noch nicht verschwunden sind. Die klinische Diagnose ist einfach und kann durch Labortests bestätigt werden. Durch einen Abstrich der Bläschenflüssigkeit wird herausgefunden, um welche Art von Herpesviren es sich bei der Infektion handelt.
Liegt ein negatives Testergebnis vor, ist trotzdem eine Infektion nicht auszuschließen. Das Virus schlummert oft jahrelang in den Nervenbahnen. In diesen Fällen kann im Blut nach einem Nachweis der Antikörper gegen die Herpesviren gesucht werden.
Bei Erstinfektionen ist es sinnvoll, virushemmende Mittel wie Aciclovir, Famciclovir und Valaciclovir einzunehmen. Diese lindern die Symptome und verkürzen die Dauer der Krankheit. Außerdem werden so di späteren Schübe der Krankheit eingeschränkt, da sich das Virus weniger stark in den Nervenbahnen ausbreitet.
Das Virus wird jedoch den Patienten sein ganzes Leben lang begleiten, eine vollständige Heilung ist heute nicht möglich.
Prävention.
Auf sexuelle Kontakte während einer akuten Phase von Herpes genitalis sollte unbedingt verzichtet werden, da besonders hier das Ansteckungsrisiko sehr hoch ist.
Kondome senken das Risiko einer Infektion mit Genitalherpes stark, können eine Ansteckung jedoch nicht vollkommen verhindern.