Bei einer Trichomonaden-Infektion (Trichomoniasis) führt der einzellige Parasit (Protozoo) Trichomonas vaginalis zur Entzündung der Harnwege und der Geschlechtsorgane. Es handelt sich wahrscheinlich um die häufigste nicht-virale Geschlechtskrankheit weltweit.
Obwohl die Infektion bisher eher als ein Ärgernis, als eine sexuell übertragbare Krankheit betrachtet wurde, wird sie heute als Geschlechtskrankheit ernster genommen. Das liegt unter anderem an der Tatsache, dass sie auch die Übertragung des humanen Immundefizienz-Virus (HIV) fördert und damit zum Problem der allgemeinen Gesundheit wird.
Trichomoniasis ist keine meldepflichtige Krankheit. Im Jahr 2008 gab es (laut Weltgesundheitsorganisation) ungefähr 280 Millionen Fälle der Krankheit, von denen etwa 90 Prozent bei Menschen aus ressourcenbeschränkten Umgebungen auftraten. Das macht Trichomonas vaginalis häufiger als Gonorrhoe, Chlamydien und Syphilis zusammen. Darüber hinaus können die erhobenen Zahlen niedriger sein, als die tatsächliche Zahl der infizierten, da keine Überwachungssysteme für die Krankheit vorhanden sind und die Dunkelziffer vermutlich hoch liegt.
Trichomonaden-Infektionen werden auf allen Kontinenten und in jedem Klima gefunden, ohne dass eine signifikante saisonale Variabilität auftritt. Der Mensch ist der einzige natürliche Wirt für die Ausbreitung des Parasiten Trichomonas vaginalis.
Interessant ist die altersspezifische Verteilung der Trichomoniasis – sie unterscheidet sich erheblich von der Verteilungscharakteristik für Chlamydien-Infektionen. Es ist bekannt, dass Chlamydien bei jüngeren Frauen im Alter von 19 bis 24 Jahren am häufigsten sind. Im Gegensatz dazu haben zahlreiche Studien gezeigt, dass die Prävalenz der Trichomoniasis bei Frauen im Alter von 40 bis 49 Jahren höher ist.
Es handelt sich um eine Infektion, die durch sexuelle Kontakte übertragen wird. Das Risiko einer Ansteckung ist höher, wenn diese ungeschützt stattfinden.
Eine weitere mögliche Art der Ansteckung ist die Verwendung von nassen Handtüchern, Sexspielzeugen, öffentlichen Toiletten oder Unterwäsche, die mit dem Protozoo kontaminiert sind. Die Ansteckung auf diese Art ist zwar möglich, jedoch eher unwahrscheinlich, da Trichomonas vaginalis nur sehr kurze Zeit außerhalb des menschlichen Körpers überlebt. Trichomonas kann indikativ nicht länger als 40-50 Minuten außerhalb des Körpers eines Wirts leben. In seltenen Fällen auch eine Übertragung von der Mutter an das Baby während der Geburt möglich.
Oft verursacht eine Trichomonas-Infektion keine nennenswerten Beschwerden. In Fällen, in denen die Symptome auftreten, sind sie bei Männern und Frauen deutlich unterschiedlich. Männer sind häufiger asymptomatische Träger der Krankheit, und nur in den seltenen Fällen, in denen die Infektion eine Harnwegsentzündung oder eine oder Prostatitis verursacht, können folgende Symptome auftreten:
Frauen sind im Vergleich zu Männern anfälliger für Symptome, da eine Infektion mit Trichomonas vaginalis häufig zu Vaginitis, Entzündungen des Gebärmutterhalses und zu Harnwegsentzündung führt. Daher ist die Symptomatik der Trichomoniasis gekennzeichnet durch:
Es handelt sich nicht nur um eine lästige und unangenehme Krankheit. Bleibt sie über Jahre unbemerkt und unbehandelt, kann Trichomoniasis zu schweren Komplikationen führen. Insbesondere kann eine Trichomonas-Infektion Folgendes verursachen:
Außerdem scheint Trichomoniasis das Risiko für Gebärmutterhalskrebs zu erhöhen und die Übertragung von HIV zu fördern. Was Schwangerschaften betrifft, kann eine Trichomonas-Infektion Eileiterschwangerschaften, Frühgeburten und eine niedriges Geburtsgewicht des Babys auslösen.
Der Arzt oder die Ärztin erkennen meist schon bei äußerer Betrachtung, wenn eine Trichomonaden-Infektion besteht. Ein Vaginalabstrich, der unter dem Mikroskop untersucht wird, kann die Diagnose bestätigen. Mangelt es dem betreuenden Arzt oder der Ärztin an Erfahrung, kann die Infektion oft jahrelang unerkannt bleiben.
Behandlung
Eine Behandlung mit Antibiotika ist meist innerhalb von kurzer Zeit erfolgreich. Das Antibiotikum Metronidazol hat sich hier bewehrt und wird ein- oder zweimalig eingenommen. Nach einer Woche ist eine Kontrolluntersuchung notwendig. Der Partner oder die Partnerin müssen stets mitbehandelt werden.
Da es sich bei der Infektion um eine sexuell übertragbare Krankheit handelt, sollte beim Geschlechtsverkehr stets ein Kondom benutzt werden. Weil dieses keinen absoluten Schutz vor der Ansteckung bietet, wird Menschen, die häufig ihre Sexualpartner*innen wechseln geraten, regelmäßige Kontrolluntersuchen durchzuführen. So können eventuelle Symptome sofort erkannt und erfolgreich behandelt werden, bevor die Krankheit an weitere Menschen übertragen werden kann.
Um auch die Ansteckung über Gegenstände zu vermeiden, sollten intime Gebrauchsgegenstände wie Handtücher, Unterwäsche oder Sexspielzeug nicht gleichzeitig mit anderen Menschen verwendet werden.